Klassengröße bis zu 50 Schüler, 40 Euro Mindestlohn und die Vision einer Werkrealschule – Joachim Ziesel im Gespräch mit Pfarrvikar Dr. Paul Odoeme

BSBZ - Seit letztem Jahr hat das Bischof-Sproll-Bildungszentrum mit der Kinderhilfe Ugwaku e. V. neben der bereits langjährigen Unterstützung einer Schule in Florencio Varela ein zweites Projekt mit der Option einer Partnerschaft übernommen. Pfarrvikar Dr. Paul Odoeme ist Initiator und Motor des Projekts. Nachdem er auch am Bischof-Sproll-Bildungszentrum seelsorgerlich aktiv ist, hat sich die Partnerschaft mit der Kinderhilfe Ugwaku, die beim Aufbau eines Schulzentrums in Nigeria wesentlich beteiligt ist, fast schon automatisch ergeben. Vor kurzem hat nun Joachim Ziesel, Lehrer an der Werkrealschule am BSBZ und engagierter Mitstreiter im „Eine-Welt-Team“, mit Dr. Odoeme ein Interview geführt, wobei er vornehmlich Fragen aus den Reihen seiner Schüler stellte. Dabei ging es unter anderem um die Klassengröße, die maximal 50 Kinder beträgt. Das Schlafhaus, das in Ugwaku bisher nur für Mädchen gebaut werden konnte, bietet 120 Plätze in einem Raum. Die Mädchen, die also auch nachts an der Schule bleiben, stehen um 6.30 Uhr auf und feiern täglich mit dem Schulleiter, der Priester ist, eine heilige Messe. Die Fächer, die in Ugwaku unterrichtet werden, sind im Wesentlichen mit denen in unseren Schulen identisch. Als Fremdsprache wird Französisch gelernt. Amtssprache in Nigeria ist Englisch, daneben gibt es in dem Vielvölkerstaat etwa 200 weitere eigenständige Sprachen, wie Odoeme berichtete. Die Schüler, die in der Secondary School unterrichtet werden, tragen eine Schuluniform. Als Schulgeld wird 100 Euro im Jahre erhoben. Dieser Betrag ist für afrikanische Verhältnisse durchaus stattlich, wenn man bedenkt, dass der Mindestlohn in Nigeria gerade mal 40 Euro im Monat beträgt. Es gibt allerdings bereits zahlreiche Paten, die das Schulgeld für einen Schüler oder eine Schülerin übernehmen und somit auch für Kinder aus armen Familien den Schulbesuch ermöglichen. Dass die Secondary School, die demnächst durch eine Grundschule ergänzt wird, überhaupt gebaut werden konnte, ist unter anderem durch finanzielle Unterstützung durch die Diözese Rottenburg-Stuttgart, die Bundesregierung und durch Spenden anderer Organisationen und zahlreiche Einzelspenden möglich geworden. Auf die Frage nach Fertigstellung der Schule bzw. des Schulzentrums konnte Odoeme keine konkrete Antwort geben. So hat er die Vision, dass neben der 6-jährigen Grundschule und der Secondary School, die zu einem Abschluss führt, der unserem Abitur vergleichbar ist, noch so etwas wie eine Werkrealschule realisiert gebaut werden soll, in der Kinder mit eher handwerklicher Begabung auch zu einem qualifizierten Schulabschluss kommen können. Irgendwie scheint ihm die Konzeption des Bischof-Sproll-Bildungszentrums sympathisch zu sein. Auf die Frage danach, wie denn das Leben in Nigeria sei, also in dem Land, das nur selten Temperaturen unter 20° Celsius aufweist, antwortete Odoeme lächelnd: „Bunt und vielseitig, die Leute sind fröhlich und hoffnungsvoll“ und weiter „Fußball und Musik begeistert alle Menschen und schafft Verbindungen, auch über die Volks- und Stammesgrenzen hinweg“. Und, ja, noch eins: Die Frage, ob es denn auf dem Pausenhof auch einen Bäcker gebe, musste der Initiator des Projekts verneinen. Vielmehr bringen die Kinder, die nicht auf dem Schulgelände übernachten, das Vesper selbst mit. Für die, die an der Schule bleiben, gibt es in der Mensa etwas zu essen. Hierfür wurde eigens auf dem Gelände ein Fischteich und ein großer Gemüsegarten angelegt. Nähere Auskünfte über die Kinderhilfe Ugwaku e.V. gibt es unter www.kinderhilfe-ugwaku.de Text und Fotos: Günter Brutscher

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