Bernhard von Reichenbach am BSBZ

Mit einer Kaskade humoristischer Einlagen hat Bernd Gnann am Dienstag, 16. Mai, die circa 300 Besucherinnen und Besucher des Heinz-Erhardt-Abends mit dem Titel „Die Made“ begeistert. Der bekennende Oberschwabe vermittelt mit den Gedichten und Zitaten von Heinz Erhardt - fast schon kongenial - den unverwechselbaren Humor des gebürtigen Rigaers. Bernd Gnann war gerade mal 6 Jahre alt, als Heinz Erhardt starb. Er sieht sich allerdings als einer derer, die das Erbe des nicht nur mit seiner „Made“ unsterblichen Komödianten weiterträgt. Der Reichenbacher Theaterintendant, Schauspieler, Gastronom und Flugunternehmer nutzte das Oberschwäbische Heimspiel sogleich, um seine familiäre Verwurzelung zu verdeutlichen. Mit sieben Geschwistern aufgewachsen, zwischen Landmaschinen, Gasthof Hirsch und Bürgerstüble stellte er fest: Gottes größte Gnade ist der Oberschwabe. Heinz-Erhardt-Gedichte bildeten dann das Gerüst des Abends. „Zeus“, „Kolumbus“ und „Der König Erl“,“ Aufklärungsstunde“ und natürlich „Die Made“. Der Vortrag Erhardtscher Hintersinnigkeiten lebte neben der perfekten sprachlichen Intonation von der überragenden Gestik und Mimik. Die Seekuh steht exemplarisch für diese gekonnte schauspielerische Leistung. Lieder vornehmlich über weibliche Wesen, die den Kabarettisten, nach eigener Aussage, ab der sechsten Klasse zu interessieren begannen, folgten in loser Folge. Mit „Madame“, seiner Jugendliebe, “Mädchen“ oder „Gabriele“, du bist mein Herz und meine Seele, brachte Gnann durchgehend seine Wertschätzung für die Frau an sich zum Ausdruck. Dem männlichen Publikum stellte er in diesem Zusammenhang vor der Freibadsaison die Frage, woher der Baggersee eigentlich seinen Namen hat. Auf dem Akkordeon begleitete die Lieder Ernst Kies, genannt Igor. Igor, Gnanns Side Kick, virtuoser Instrumentalist und leidenschaftlicher Interpret russischer Volkslieder, gab dem schwäbischen Abend eine internationale Prägung. Höhepunkt der deutsch-russischen Musikeinlagen war das Lied Kalinka, das von Gnann frei mit „Schitstoiloch , also Schüttsteinloch, ein Abwasserbecken, übersetzt wurde. Wer Bernd Gnann kennt, weiß, dass er sich über seine Auftrittsorte vorher mit seiner Handkamera informiert. Der Adler in Rißegg, mit seinem weltbesten Wurstsalat, E-Biker auf dem Weg nach Hause und das Biotop in der Ortsmitte boten dem Kabarettisten lokale Anknüpfungspunkte. Mit Maßkrug und Raiffeisensmoking räsonierte Gnann nach der Pause als leicht angetrunkener frisch Vermählter über seine Zukunft als Schwabe und Mensch. Wichtig dabei das „Spätzleslied“, das alle begeistert mitsangen. „Für des dass es nix zum Trinka gibt, a Bombastimmung“, meinte Gnann im Anschluss. Einen Blick in unser Nachbarland Frankreich riskiert Gnann schließlich, wenn er sich ganz zum Schluss seiner 90-Minuten-EinbisZweiMann-Show in den zweiten Spatz von Paris (der erste gebührt selbstverständlich Edith Piaf), nämlich Mireille Mathieu (eigentlich war sie ja der Spatz von Avignon und Bernd Gnann der Bussard von Reichenbach) verwandelt. In dieser Playback-Nummer dreht der im kleinen Schwarzen gewandete Reichenbacher noch einmal voll auf. Insgesamt bot Bernd Gnann einmal mehr einen vergnüglich-witzigen Abend. Wie sehr das Multitalent gerade auch in seiner Heimat geschätzt wird, konnte man nicht nur den begeisterten Worten der Vorsitzenden des Katholischen Schulwerks als Veranstalter des Abends, Susanne Mühlbayer-Grundler, entnehmen, sondern auch daran ersehen, dass schon eine Stunde vor Veranstaltungsbeginn die ersten Besucher in die Neue Aula des Bischof-Sproll-Bildungszentrums gekommen waren. Als dann der gar nicht fade Abend ohne Gnade endete, war’s schade…
Text: Markus Holzschuh und Günter Brutscher, Fotos: Markus Hinderhofer

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