Spuren des Nationalsozialismus vor der Haustüre - die Klassen 10 des Gymnasiums des BSBZ auf regionalgeschichtlicher Exkursion

Geschichte ist ab und an eine ganz schön verstaubte Angelegenheit. Vor allem wenn sie dann noch mittels eines öden, schwer verständlichen Textes zum Beweis ihrer tatsächlichen Existenz, gedruckt auf ein zweidimensional wirkendes Stück Papier, behandelt wird. Die Vergangenheit existiert auch nicht nur in Form einer 'großen' Sozial-, Gesellschafts-, Wirtschafts- oder Kulturgeschichte ganzer Staaten, sondern Geschichte gilt es auch im 'Kleinen' direkt vor unserer Haustüre zu entdecken, zu besuchen, wahrzunehmen. Aus diesem Grund reisten die Klassen 10 des Gymnasiums am BSBZ ins nahe Ulm, um dort die verbliebenen Spuren aus der Zeit des Nationalsozialismus aufzusuchen. Zunächst gab es eine Führung durch die KZ-Gedenkstätte Oberer Kuhberg. Das alte Fort war ein frühes Gefangenenlager der NS-Zeit, in welchem 'Feinde' des Regimes 'umerzogen' werden sollten - offiziell 'Württembergisches Schutzhaftlager Ulm a.D.' genannt. Der Umgang mit den Häftlingen, der dort beschrieben wurde, war schockierend. "Das ist unter meiner Würde" muckte ein Schüler auf, der zu Demonstrationszwecken in die Rolle eines Häftlings schlüpfen sollte. Auch die Quartiere, in denen die Gefangenen untergebracht wurden, lösten Entsetzen bei den Schülerinnen und Schülern aus. Jeder war froh, das kalte, feuchte, modrige, schmutzige und beengte Kellergewölbe am Ende wieder verlassen zu dürfen. Unvorstellbar wie Menschen die Unterbringung in diesen Räumen ohne Heizung, noch dazu oft mit nasser Wollkleidung, karger Nahrung und - wenn es den Wärtern beliebte - ohne Toilette über längere Zeit ertragen konnten. Am Mittag gab es eine Führung durch die Stadt, unter anderem geleitet von Frau Simm-Sidhu. Im Fokus der Erzählungen stand die Geschichte der Juden und der Widerstandskämpfer in Ulm. Geschichte existiert/existierte nicht nur in Form von Geschichten, die wir aus Büchern rekonstruieren, sondern Geschichten/Geschichten gibt es überall zu entdecken und zu erfahren, vor allem auch in der realen Welt. Danke an Frau Tamara Schmid für die Organisation dieses erlebnisreichen und erkenntnisreichen Tages!
Text und Foto: Johanna Schmid