Das Katholische Schulwerk Biberach feiert 50+1 Jahre
Bildung, Musik und Schularchitektur
50 Jahre Katholisches Schulwerk Biberach e.V.
Am 10. Dezember 2021 jährte sich die Gründung des Bischof Sproll Bildungszentrums zum 51 zigsten Mal. Damals fanden sich zahlreiche Eltern in einem Verein zusammen, der das Ziel hatte, eine freie katholische Privatschule in Biberach möglich zu machen. Bis dieser Wunsch der Eltern des Katholischen Schulwerks Wirklichkeit werden konnte, waren mehrere Jahre ehrenamtliches Engagement und viele Gespräche notwendig. Vieles Unvorhergesehene und große Hindernisse mussten überwunden werden.
Auf einer kleinen Jubiläums-Feier Anfang Oktober, die coronabedingt ein Jahr später angesetzt war, moderierte Heike Scharfe, die aktuelle Vorsitzende des Katholischen Schulwerkes, einen Rückblick sowie einen Ausblick bzgl. der Entwicklung des Bischof-Sproll-Bildungszentrums. Ehemalige Gründungsmitglieder und Rektoren jeweils mit Ehepartnern sowie zwei Exschüler waren neben den aktiven Vorstandsmitgliedern und der Schulleitung anwesend.
Hermann Josef Stütz, ehemaliger Vorsitzender des Katholischen Schulwerks seit 1977, erzählte über die damaligen Motive der katholischen Eltern, die dazu führten, eine „Freie Schule“ zu gründen. Eltern und Lehrer sollten sich auf Augenhöhe begegnen und in einem Miteinander die Zukunft der Kinder und Jugendlichen begleiten. Ursprünglich gab es im Land Baden Württemberg konfessionell getrennte Volksschulen. Nach Einführung der christlichen Gemeinschaftsschule wurden den Konfessionen 1967 im sogenannten Aschermittwochsgesetz das Recht zugestanden, dort, wo sich Initiativen von Eltern gründeten, Bekenntnischulen einzurichten. In der damals heiklen Gründungsphase musste, so Herrmann Josef Stütz, darauf geachtet werden, das Ansinnen einer konfessionellen Schulgründung gut zu kommunizieren. Erst 1979 nach neunjähriger Vorbereitungszeit startete die Schule mit damals 161 Schülerinnen und Schülern. Äußerst wichtig war es in den Bischöfen Carl Josef Leiprecht und vor allem seinem Nachfolger Georg Moser gewogene Unterstützer an der Seite zu wissen. Bei der Auswahl des Schulnamens entschied man sich schlussendlich für den aus dem nahegelegenen Schweinhausen stammenden Bischof Johannes Baptista Sproll. Der aus einfachen Verhältnissen stammende Bildungsaufsteiger Sproll und spätere Bekennerbischof ist als Namenspatron des Bildungszentrums bis heute von ungebrochener Aktualität.
Ab 1984 war der sogenannte Marchtaler Plan die Grundlage für den Unterricht. Der aus zahlreichen praktikablen Ideen der Reformpädagogik hervorgegangene Plan eröffnete neu Perspektiven auf Lernen und Lehren. Ignaz Zachay der Gründungsrektor der Bischof Sproll Schule, und ab 1986 der Realschulrektor Karl Mayer, setzten mit ihren jungen motivierten Lehrerkollegien den Marchtaler Bildungsplan in einer bemerkenswerten Pionierleistung um. Die Gestaltung des Morgenkreises, der Freien Stillarbeit und des Vernetzten Unterrichts erforderten von allen Beteiligten großen Einsatz und eine hohe Motivation.
In der Schullandschaft Biberachs dauerte es laut Ignaz Zachay seine Zeit, bis das BSBZ etabliert war. Robert Stützle, ab 2004 Nachfolger Zachays, betonte, dass der Schule immer an einem guten Miteinander mit den örtlichen Bildungseinrichtungen gelegen gewesen sei. Mit der Erweiterung des Bildungszentrums im Jahre 2004 durch ein Gymnasium sei am Bildungsstandort Rißegg etwas Herausragendes gelungen, das man sich in den Anfängen so nie vorgestellt habe. Dass heute 1200 Schülerinnen und Schüler dort zur Schule gehen, erfüllte die Anwesenden mit großer Freude und auch ein klein wenig Stolz. Vier (Schulen) unter einem Dach bieten heute für alle den richtigen Übergang bzw. Abschluss.
Für das Katholische Schulwerk Biberach stellte das Jahr 2001 ein Zäsur statt. Die Trägerschaft wechselte damals auf die neu gegründete Bischof Sproll Stiftung, die bis zum heutigen Tage die Schule trägt.
Martin Knaup, ehemaliger Schüler an der „Bischi“, wie sie von Schülern genannt wird, berichtete von seiner Begeisterung als er seinen ersten Stundenplan an der Realschule in der Hand hielt: „Nie wieder Deutsch – nur VU“. Damals sorgte er für Irritationen unter seinen gleichaltrigen Freunden, die an anderen Schulen waren. Viele Fächer, wenn es sich inhaltlich anbot auch Deutsch, wurden in Epochen im Vernetzten Unterricht behandelt. Die Gestaltung des VU-Buchs, die Dokumentation einer VU Einheit, in der sich die Inhalte der verschiedenen Fächer niederschlugen, setzte ihn vor der Abgabe bisweilen unter Stress, so Knaup. Heute ist Martin Knaup übrigens Mathematik-Lehrer am Bischof-Sproll-Bildungszentrum. Die ehemalige Schülerin Melissa Schneider aus Laupheim war eine seiner Schulkameradinnen. Sie sei nun seit 14 Jahren nicht mehr an der Schule gewesen. Viele positive Erinnerungen kämen hoch, wenn sie im Gebäude unterwegs sei. Die Schule habe ihr von Anfang an ein Gefühl von Heimat und Geborgenheit gegeben.
Die Bischof-Sproll-Schule hatte seit ihrer Gründung und bis heute einen Ganztagsbereich und eine Küche, in der frisch gekocht wurde und wird. Im Laufe der Zeit wuchsen diese Bereiche mit den dazukommenden Schularten Realschule und Gymnasium mit. Geleitet wird dieser Bereich seit 2010 von Markus Hinderhofer, der die Ganztagsleitung von Angelika Schall übernommen hatte, die zum Aufbau dieser außerunterrichtlichen Struktur wesentlich beigetragen hatte.
Gemeinschaft und ehrenamtliches Engagement waren von Anfang an wichtig. Seit Beginn feierte die Schulgemeinde ein Schulfest und am Ende des Schuljahres traf man sich zu einem sogenannten „Dankeschönempfang“. Letzterer würdigte das ehrenamtliche Engagement von Schülern, Lehrerkräften und Eltern. Seit Jahrzehnten zieht der Adventsmarkt mit Skibörse zahlreiche Besucher nach Rißegg. Mit den Einnahmen konnten Projekte der Schule für Partnerschulen in Bangladesh, Argentinien und in Nigeria unterstützt werden“. Angefangen hat der Adventsmarkt mit dem Verkauf von Kränzen. Das heutige Ehrenmitglied Elisabeth Jeggle ergriff damals die Initiative. 2019, dem letzten Adventsmarkt vor der Pandemie, waren über 100 Frauen an drei Tagen an der Schule um über 200 Adventskränze herzustellen.
Realschulrektor Holzschuh hofft, dass die vielfältigen Aktivitäten der Eltern am Bischof-Sproll-Bildungszentrum, sei es im Schulwerk, sei es im Elternbeirat, auch in der Zukunft das Gesicht der Bischof Sproll Schulgemeinschaft prägen.
Matthias Förtsch, Rektor am Gymnasium und seit einem Jahr Nachfolger von Günter Brutscher, sieht es als eine Aufgabe die digitalen Möglichkeiten in den Marchtaler Plan einzubinden. “Wir wollen, dass die Jugendlichen sich in der aktuellen Welt zurechtfinden. Es ist unsere Herausforderung den Marchtaler Plan mit neuen Lösungen für die Zukunft zu gestalten“, so Förtsch.
Die kleine Feier gestalteten sieben Lehrkräfte mit Ehepartnerunterstützung musikalisch kurzweilig und anrührend. Der Hummelflug von Rimsky- Korsakow, ein Musikstück mit Rhythmusunterstützung durch die Anwesenden, zauberte große Begeisterung in die Gesichter der Festgemeinde. Am Ende drückte die Vorsitzende des Schulwerks ihren Dank an all diejenigen aus, die dieses festliche Jubiläum zu einem schönen Erlebnis gemacht hatten.
Text: Inge Veil-Köberle/Markus Holzschuh
Fotos: Markus Hinderhofer